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Samstag Morgen 7.30 Uhr: Christian steht auf um unsere Katzen zu füttern! Ich soll ruhig noch etwas schlafen. Ich bleibe noch 30 Minuten im Bett, sehe aus dem Fenster in den strahlend blauen Himmel und mache mir meine Gedanken! Ich habe in den letzten Tage vermehrt Angst, wie die Geburt wohl wird Wie werden die Wehen sein? Wie lange wird es dauern? Kann mein Baby wirklich im Geburtshaus zur Welt kommen wie ich es mir so wünsche? Einerseits würde ich die Geburt gerne noch etwas vor mir herschieben, andererseits hätte ich mein Baby schon so gern im Arm!

Nein, ich muss ja eh dadurch! Egal wie schmerzhaft die Geburt wird oder wie lange es auch dauert, es gibt ja keine andere Wahl mein Baby endlich im Arm zuhalten! Ich beschließe für mich: Jetzt kann es losgehen!

Ich stehe auf. Christian wartet in der Küche, er hat den Frühstückstisch schon gedeckt! Ich setze mich auf seinen Schoß und eröffne ihm meinen Entschluss! "Also wenn es nach mir geht! Gehst du erst als Papa wieder arbeiten!" Wir frühstücken und verbringen einen schönen Vormittag. Nach dem Mittagessen lege ich mich für eine Stunde auf unser neues Sofa. Unter mir sicherheitshalber zwei Decken, damit im Falle eines Blasensprunges nicht gleich das neue Sofa gebadet ist!

14.30 Uhr: Ich werde wach und gehe zur Toilette. Christian sitzt vorm Computer! Auf dem Rückweg ins Wohnzimmer läuft mir etwas die Beine runter! `Was ist das denn? Ich war ja gerade erst auf der Toilette, die Blase ist leer!` Natürlich weiß ich was das ist, aber kann das sein? Ich laufe zurück ins Bad, lege eine Binde ein und beuge mich ein paar mal vor und zurück. Tatsache, es läuft und läuft!

`Himmel, jetzt wird´ s ernst!` Ich gehe zurück ins Wohnzimmer und baue mich vor Christian auf!

"Du kannst den Computer schon mal ausmachen! Wir fahren gleich ins Geburtshaus!" Er guckt mich an als hätte ich etwas komisches im Gesicht oder so. Vermutlich fragt er sich gerade was ich auf einem Samstag im Geburtshaus will. "Ich ruf jetzt die Geburtshotline an! Ich glaub ich habe einen Blasensprung! Es läuft und läuft!" Äußerlich die Ruhe in Person macht er sofort den Computer aus und beobachtet mich gespannt, während ich mit meiner Hebamme telefoniere.

"Hallo Elli, ich bin´ s Birgit! Ich glaub ich habe einen Blasensprung!" Elli ist seit 7.30Uhr im Krankenhaus bei einer anderen Geburt. "OK, werd nicht hektisch! Du weißt das wir jetzt noch 24 Stunden Zeit haben! Ist das Wasser klar? Hast du Wehen dabei?" "Nein, nichts! Es läuft einfach nur wie Wasser aus mir raus!"

Elli ruft Brigitte an, sie soll sich um 16.30 Uhr mit mir am Geburtshaus zum CTG treffen.

16.30 Uhr: Wir treffen uns mit Brigitte am Geburtshaus. Bei uns die Geburtstasche. Das CTG zeigt, das es unserem Baby gut geht, aber keine Wehen da sind (nicht einmal eine winzig kleine). Der Muttermund ist auch noch fest geschlossen! Brigitte gibt mir einen Wehentee den ich innerhalb von zwei Stunden trinken soll! "Es gibt zwei Möglichkeiten! Entweder du kriegst Wehen oder du kotzt das ganze Zeug wieder aus!" `Na das sind ja schöne Aussichten, aber was bleibt mir schon übrig als dieses Ekelzeug zu trinken!`

21.00 Uhr: Elli ruft an! Nein, es ist immer noch nichts passiert. Keine Wehen! Wir treffen uns 10 Minuten später noch einmal am Geburtshaus zum erneuten CTG! Keine Wehen! Muttermund fest geschlossen! Aber dem Baby geht es gut! Elli gibt mir noch einmal wehenfördernde kleine Perlen. "Wenn du Wehen hast ruf sofort an. Wenn nichts passiert treffen wir uns morgen früh um 8.30 Uhr im Krankenhaus! Geh bald ins Bett. Egal wie, du brauchst Kraft für die Geburt und die steht vor der Tür!"

2.00Uhr: Wieder zuhause angekommen sind wir gleich ins Bett gegangen! Ich werde wach, muss zur Toilette, sehe auf die Uhr und finde mich fast damit ab das wir wohl doch zum Krankenhaus müssen. Kaum habe ich mich wieder ins Bett gelegt zieht es in meinem Bauch. `Was ist das? Wehen? Geht´ s doch los? Erstmal abwarten!` Da, wieder! Das ist echt schmerzhaft! Ich rüttel Christian. "Hey werd wach, es geht doch los!" Ich rufe um 2.30 Uhr wieder Elli an. Die Wehen kommen etwa alle 7-8 Minuten! Sagt Christian! "Gut, wir treffen uns um 4.30 Uhr am Geburtshaus, außer du fühlst dich unsicher, dann ruf noch einmal an!" Es dauert keine Stunde bis ich wieder anrufe! "Elli, ich will nicht mehr! Ich will jetzt schon kommen!" "OK, mach dich langsam fertig. Ich bin um 4.30 Uhr am Geburtshaus, schneller schaff ich es nicht!" Ich habe nicht die Ruhe mich noch einmal hinzusetzen. Ich kann die Wehen eh nicht im sitzen oder liegen aushalten! Stehen ist viel besser! Stehen und wenn´s geht irgendwo auflehnen! Wir sind schon um 4.15 Uhr auf dem nächtlichen Parkplatz. Ich stehe auf der Beifahrerseite, mit den Armen auf dem Sitz aufgelehnt und versuche die Schmerzen zu veratmen. So ein Mist, Atmung wäre erst nächsten Donnerstag im Vorbereitungskurs besprochen worden! Wir gehen ins Vorsorgezimmer. Wieder CTG! Im stehen findet Elli die Herztöne nicht und ich muss mich hinlegen! Mit viel Gezetter ergebe ich mich! Elli setzt mir eine Akkupunkturnadel in den Kopf, damit ich wenigstens etwas ruhiger werde! OK, dem Baby geht es gut! Das Wehen da sind ist nicht neu, aber unregelmäßig sind sie! Der Muttermund ist immer noch zu, aber das wird sich ja hoffentlich bald erledigen. Elli schickt Christian zum Auto die Geburtstasche wieder reinholen. “Nein! Bleib hier! Ich will nicht alleine sein!”, protestiere ich, aber Elli meint er solle lieber jetzt gehen als später und schließlich ist sie ja bei mir. Elli hält meine Hand und atmet mit mir bei der nächsten Wehe. Jetzt weiß ich auch wie ich `richtig` atmen muss.

Nachdem Christian mit der Tasche zurück ist gehen wir in die erste Etage, ins Geburtszimmer! Ich hänge mich gleich an die Sprossenwand! Elli macht erst einmal Kaffee! `Himmel stinkt das Zeug!`, denke ich, aber bei der nächsten Wehe rieche ich den Kaffee schon nicht mehr.

Irgendwann (ich schätze gegen 5.30 Uhr) habe ich bei jeder Wehe das Bedürfnis zu pressen, aber das ist doch noch viel zu früh und wenn der Muttermund noch nicht geöffnet ist darf ich ja auch gar nicht pressen! Elli untersucht den Muttermund und wir alle können´ s kaum glauben: Schon nahezu komplett offen, nur noch ein kleiner Steg! Ich darf leicht mitdrücken! Elli versucht bei der nächsten Wehe dem Köpfchen durch den Muttermund zu helfen, aber das ist so schmerzhaft das ich lieber noch etwas warten will. Elli hat schon Brigitte als zweite Hebamme angerufen. Brigitte trifft gegen 6.00 Uhr ein und trinkt erst einmal in aller Ruhe einen Kaffee, aber ich bin ihr nicht böse darum, Hauptsache sie erzählt mir nicht was ich wie tun soll. Nach endlosen Stellungswechseln und ständigem `Ich kann das nicht! Ich will das nicht!` sitze ich auf Christian´ s Schoß, je ein Bein auf Brigittes und Ellis Schulter und presse zu stark ich nur kann! Ich will jetzt wirklich nicht mehr. Ich will das das jetzt endlich ein Ende hat! Der Kopf ist da! Ich kann und will nicht auf die nächste Wehe warten und drücke und drücke! Es ist 8.12 Uhr! Da ist er! Mein Sohn schreit! “Guck mal! Hier ist dein Sohn!” Brigitte hört man die Freude über die geschafft Geburt an! “Nein, ich will ihn gar nicht sehen!” Ich kneife die Augen zusammen und taste nach meinem Kind! Niemand weiß wie ich darauf komme, aber ich fühle und taste erst einmal mein Baby ab. Den winzigen Kopf und Körper, der noch von der Geburt ganz feucht und glitschig ist! Warm ist er und schreit und schreit! Ich spüre, wie wir durch die Geburt getrennt und dennoch über die Nabelschnur noch verbunden sind! Nach Sekunden in denen ich doch soviel von meinem Kind durch meine Finger und Ohren aufgenommen habe öffne ich ganz ganz langsam die Augen. Fast blinzelnd, obwohl es im Raum dunkel ist. Da ist er! Er sieht genauso schön aus wie er sich anfühlt! Jetzt geht alles ganz rasant! Schmusen und Küssen, während Papa die Nabelschnur durchtrennt! Jetzt sind wir eine kleine Familie!

Leider wollte mein Körper die Plazenta nicht so einfach wie mein Kind hergeben und ich musste mit starkem Blutverlust doch noch ins Krankenhaus. Die Plazenta wird unter Vollnarkose entfernt! Wegen dem Blutverlust bekomme ich am nächsten Tag noch zwei Blutkonserven. Benedikt-André muss in die Kinderklinik, weil er Anpassungsprobleme hat und die Ärzte eine Infektion vermuten wegen dem vorzeitigen Blasensprung, aber es geht ihm gut! Aber das alles macht mir nichts. Meinem Kind geht es gut und er ist nicht nur ein Geburtshaus- sondern auch noch ein Sonntagskind! Die Geburt war wunderschön und genau das zählt, wen interessiert da noch die Plazenta! Und jetzt sind wir ja wieder alle zusammen!